Die Aufklärung der Schnabeltiere
Märchen über wichtige Mechanismen und Gefahren der Entwicklung
Es handelt sich bei dem Buch um eine Sammlung von Märchen, welche die verschlungenen Wege der menschlichen Entwicklung beschreiben. Es zeigt die Gefahren, denen man auf ihnen begegnen kann, sowie Mechanismen, die bei deren Überwindung helfen können. Geschrieben von einem Psychotherapeuten mit dreißigjähriger Erfahrung in der Arbeit mit Menschen, greift es zurück auf die Geschichten und Mythen unterschiedlicher Kulturen, legt universale Motive menschlicher Schicksale frei, Schwierigkeiten, mit denen wir alle zu kämpfen haben, und Beschränkungen, die wir nicht imstande sind zu überwinden. Auf dem Weg der Entwicklung ist es hilfreich, sich des archetypischen Wissens, enthalten in den unbewussten Mustern der menschlichen Psyche, zu bedienen, denn wir sollten nicht vergessen – wie der Autor schreibt – dass das Projekt „Mensch“ eine unvorstellbar komplizierte Aufgabe ist, das Projekt des „sich vernünftig entwickelnden Menschen“ hingegen – beinah unmöglich zu realisieren.
Die Aufklärung der Schnabeltiere ist eine weitere psychologisch-märchenhafte Veröffentlichung des Autors. Das vorangegangene Buch – Wie die Vögel sterben – erschien 2014.
Ich weiß nicht so genau, was Aufklärung ist, aber ich weiß etwas über Schnabeltiere (ein Schnabeltier ist so ein Geschöpf, das von allem ein Wenig ist). Ich treffe sie seit vielen Jahren in meinem Sprechzimmer und bei verschiedenen Workshops. Ich bin übrigens auch eines von ihnen. […]
Es gibt eine Erzählung über drei Zen-Mönche, die auf eine sich im Wind bewegende Tempelfahne schauen. Der erste von ihnen sagt: „Das Fähnchen bewegt sich“. Darauf der zweite: „Nein, es ist der Wind, der sich bewegt.“ Schließlich meldet sich der dritte zu Wort: „Es ist der Verstand, der sich bewegt.“
Dieser dritte war dem Vernehmen nach der Sechste Zen-Patriarch. […]
Der Mensch ist sich gewöhnlich nur einer Dimension der „Bewegung“ bewusst – er denkt, dass sich „nur das Fähnchen“ oder „einzig der Wind“ beziehungsweise „ausschließlich der Verstand“ bewegt, oder aber er ist sich gar nicht darüber im Klaren, dass verschiedene Arten der „Bewegung“ existieren. Ich habe den Eindruck, dass die Entwicklung des Menschen bedeutet, ein Bewusstsein für alle drei Dimensionen der Bewegung zu erlangen, von denen in der Erzählung die Rede ist, und – gleichzeitig – sicher auch noch für viele andere, über die dort nicht gesprochen wird.
Aus dem Nachwort des Autors
Translation Lina Kuhn